Inhalt des Dokuments
Arne Lindemann: Vom Germanenerbe zum Urkommunismus. Wandel und Beständigkeit von Urgeschichtsbildern in Museumsausstellungen der SBZ/DDR
Projektskizze:
Die „Geschichte der Urgesellschaft“ gehörte in der DDR zur nationalen Geschichtserzählung und diente damit der historischen Legitimierung der SED-Diktatur. Allerdings besaß das sozialistische Urgeschichtsbild mit der „deutschen Vorgeschichte“ der NS-Zeit ein ideologisch hoch belastetes Erbe. Das Konstrukt einer überlegenen „nordischen Rasse“ und germanischen Kultur hatte im „Dritten Reich“ große Popularität erlangt und die Verankerung der „Blut-und-Boden“- und Lebensraum-Ideologien in der Bevölkerung unterstützt. In der SBZ/DDR oblag die breitenwirksame Popularisierung einer „Geschichte der Urgesellschaft“ vor allem den großen Museen für Ur- und Frühgeschichte in Schwerin, Potsdam, Halle, Dresden und Weimar. Diese standen angesichts des „verordneten Antifaschismus“ vor der Aufgabe, in ihren Ausstellungen den politisch geforderten narrativen Turn vom völkischen zum marxistischen Urgeschichtsbild zu meistern. Dabei wurden die urgeschichtlichen Funde in den Ausstellungen zwar mit neuen ideologiekonformen Deutungen versehen, im Subtext blieben aber oft alte Urgeschichtsnarrative erhalten. Entlang eines umfangreichen Korpus an Ausstellungsfotos analysiert das Promotionsvorhaben die museale Darstellung der Urgeschichte in der SBZ/DDR sowie die Diskurse, die zum Wandel oder zur Beständigkeit von Geschichtsbildern führten.
Betreuer: Bénédicte Savoy, Thomas Schaarschmidt
Zu Arne Lindemann:
Vita
seit Januar 2017
Stipendiat der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
2014 - 2016
assoziierter Doktorand bzw. Forschungsstipendiat am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
seit 2013
Doktorand am Fachgebiet Kunstgeschichte der TU Berlin, betreut durch Prof. Dr. Bénédicte Savoy
seit 2008
Mitarbeiter beim Museumsverband des Landes Brandenburg e.V.
2005-2008
Projektmitarbeiter beim Archäologischen Landesmuseum Brandenburg
seit 2005
freiberufliche Tätigkeiten als Ausstellungskurator und im Bereich Digitalisierung von Kulturgut
1997-2005
Magisterstudium Ur- und Frühgeschichte und Alte Geschichte (HU-Berlin)
Publikationen
Auf dem Weg zu einem marxistisch-leninistischen Urgeschichtsbild. Die Ausstellung zur „Geschichte der Urgesellschaft" am Museum für Deutsche Geschichte Berlin in den 1950er-Jahren. In: Archäologische Informationen 39, 2016, S. 147-166 lesen
Förderung und Vereinnahmung. Die brandenburgischen Museen im Dritten Reich. In: Museumsblätter Heft 20, 2012, S. 12-17.
"Eine nationalsozialistische Bildungsstätte". Das Haus der Heimat in Woltersdorf. In: Museumsblätter Heft 20, 2012, S. 44-49.
Die Geschichte der archäologischen Forschung. In: Schopper, Franz; Jasper von Richthofen (Hrsg.), Ausflüge im Südwesten Brandenburgs. Zauche, Teltow, Fläming. Stuttgart, 2012, S. 22-30.
Der Prignitzer Boden gehört zum uralten Heimatboden der Germanen. Waldtraut Bohm und das Museum Perleberg. In: Museumsblätter Heft 18, 2011, S. 40-41.
Die Geschichte der archäologischen Sammlung des Heimatmuseums Lehnin. In: Mitteilungsblatt der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg 3, 2010, S. 125-132.
Überlegungen zur Subsistenzwirtschaft der ersten Bauern Brandenburgs. In: Jeute, Gerson H.; Schneeweiß, Jens; Theune, Claudia (Hrsg.), aedificatio terrae. Beiträge zur Umwelt- und Siedlungsarchäologie Mitteleuropas, Rahden/Westf., 2007, S. 281-288.
mit Krüger, Bert, Havelland und Ruppin. Möglichkeiten der Bewertung archäologischer Sammlungen. In: Museumsblätter Heft 11, 2007, S. 42-47.
Kontakt
arne.lindemann [at] gmx.de