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Der Wert des Kontextes. Der Einfluss des räumlichen Umfeldes auf die Wertschätzung von Kunst: Museum contra Schloss contra Kirche?
XXXIII. Deutscher Kunsthistorikertag, Der Wert der Kunst
24. bis 28. März 2015
Ort: Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Sektionsleitung:
Dr. Samuel Wittwer
Prof. Dr. Bénédicte Savoy
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Blog zum Kunsthistorikertag 2015
Zum Thema der Sektion
Die Rahmenbedingungen bei der Betrachtung eines Kunstwerks wirken sich auf dessen Wertschätzung aus – so die These dieser Sektion. Die Choreographie der physischen Annäherung des Betrachters, die Gestaltung des Standorts, die Einbettung in übergreifende (Bild-)Programme unterstehen überwiegend nicht mehr dem Künstler sondern sind Leistungen derjenigen, die Kunst platzieren. Die räumliche Inszenierung und inhaltliche Kontextualisierung von Kunst sind deshalb ein wesentlicher Maßstab der (gesellschaftlichen) Wertschätzung einzelner Werke. Durch gezielte Veränderungen können Werke manipuliert, politisch instrumentalisiert werden (Jagodzinski) oder ganze Oeuvres mutieren durch räumliche Konzentration zu einem nationalen Identifikationsmoment (Schindler).
Besonders prägnant ist der Zusammenhang von Werk und seinem Kontext im Schlossraum, wo über Einzelwerke hinaus Dekorationen ebenso wie (ursprünglich) funktionale Abläufe eine hohe Bedeutung erzielen können und Aufmerksamkeit erfordern. Anders scheint die Gewichtung bei den Museen zu liegen, die die Wertschätzung eines Werks vornehmlich durch seine Position im Sammlungsganzen ausdrücken und die Konzentration auf das Einzelwerk fördern. Was geschieht aber mit der Wertschätzung ganzer Räume, die vom Schloss ins Museum wechseln (Bernau)?
Kurz nach dem Ende der Monarchie 1918 und der Verstaatlichung von Schlössern eskalierte vielerorts ein Streit um den besseren Standort von Meisterwerken: Mehrwert durch den tradierten historisch-räumlichen Kontext oder durch die konzentrierte Einbettung in das museal definierte Umfeld? Standen sich damals zwei staatliche Lager gegenüber so liegt das Konfliktpotenzial heute oft zwischen der allgemeinen, gesellschaftlichen Anerkennung der Bedeutung des Kontexts von Kunstwerken und den privaten Interessen von Eigentümern (Sbresny).
Während sich hinter solchen Disputen letztlich auch ein kunsthistorischer Methodenstreit verbirgt, erproben immer mehr Künstler der Gegenwart die Wirkung ihrer Werke in historischen Räumen, so dass die Frage nach dem Kontext auch hier eine neue Aktualität erhält (Schütze). Die Sektion geht deshalb der Frage nach, inwiefern sich das Umfeld eines Kunstwerks auf seinen ideellen, gesellschaftlichen und ökonomischen Wert auswirkt.
Sektionsvorträge
9.00–9.30 Uhr
Einführung durch die Sektionsleitung
9.30–10.00 Uhr
Sabine Jagodzinski, Warschau/Berlin
Väterliche Trophäe und nationales Symbol – Die Präsentation von Sobiesciana vom 17. bis ins 19. Jahrhundert
10.00–10.15 Uhr
Diskussion
10.15–10.45 Uhr
Tabea Schindler, Bern
Der Kontext des Kontextes: Gesamtkunstwerk Thorvaldsen Museum
10.45–11.00 Uhr
Diskussion
11.00–11.45 Uhr
Pause
11.45–12.15 Uhr
Nikolaus Bernau, Berlin
Der Sonder- und Normalfall Merseburger Kabinett: Ein Period Room im Kunstmuseum als Dokument wechselnder kultureller und politischer Vorgaben
12.15–12.30 Uhr
Diskussion
12.30–14.00 Uhr
Pause
14.00–14.30 Uhr
Ulrike Sbresny, Braunschweig
Endstation Museum? Die Bedeutung des Kontextes für den Erhalt von Adelssammlungen
14.30–14.45 Uhr
Diskussion
14.45–15.15 Uhr
Irene Schütze, Mainz
Koons, Murakami und Vasconcelos in Versailles. Wertezuschreibung und Wertewandel durch Kontextualisierung
15.15–15.45 Uhr
Diskussion